Kazan medical journalKazan medical journal0368-48142587-9359Eco-Vector8249610.17816/kazmj82496Research ArticleZur Patho-Physiologie des GefässendothelsHenschenFolke<p>professor, doctor, pathologischen Abteilung</p>info@eco-vector.comKarolinischen Instituts15051931274-53873810510202105102021Copyright © 1931, Eco-Vector1931<p>Das Endothel der Blut-und Lymphgefsse besitzt im frhen ftalen Leben die vollen Entwicklungsmglichkeiten des brigen embryonalen Mesenchyms. Im Laufe der Ontogenese wird diese Multipotenz der Ge fsswandzellen indessen immer mehr beschrnkt; es folgt hier, wie im brigen Mesenchym, allmhlich eine Differenzierung und Spezialisierung in verschiedenen Richtungen.</p>Kazan Medical archiveКазанский медицинский архив<p>Das Endothel der Blut-und Lymphgefsse besitzt im frhen ftalen Leben die vollen Entwicklungsmglichkeiten des brigen embryonalen Mesenchyms. Im Laufe der Ontogenese wird diese Multipotenz der Ge fsswandzellen indessen immer mehr beschrnkt; es folgt hier, wie im brigen Mesenchym, allmhlich eine Differenzierung und Spezialisierung in verschiedenen Richtungen.</p>
<p>Innerhalb der <em>grsseren Gefssbahnen</em> des erwachsenen Sugetie res wird die Aufgabe des Gefssendothels, ensprechend dem Bau und der Funktion dieser Gefsse, wesentlich aut ein Auskleiden des Strombahns beschrnktauf die Bedeutung dieser Endothelien unter pathologischen Verhltnissen, beispielsweise bei der Thrombose und bei der Aufnahme von Lipoiden und Farbstoffen aus der Blutbahn (Anitschkow) wird hier nicht eingegangen.</p>
<p>Innerhalb der <em>kapillren und postkapillren Gefssbahnen,</em> die ja in mancher Hinsicht eine morphologische und funktionelle Einheit bilden, lassen sich, mit Bezug auf die biologische Dignitt des Endothels, zwei grosse Kategorien von Gefssen unterscheiden:</p>
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<li>Die Kapillaren der Leber, die sinusen Blutrume der Milz und des Knochenmarks, die Kapillaren der Nebenniere und Hypophyse, sowie die Lymphsinus der Lymphknoten; die Endothelien dieser Saftrume ge hren zu dem sog. makrophagen, histiozytren oder retikulo-endothelia- (an System und knnen gut als <em>histiozytre Uferzellen</em> bezeichnet werden.</li>
<li>Die Kapillaren und Postkapillaren des brigen Krpers, deren Gefssendothelien, wegen ihrer engen Beziehungen zu den Bindegewebs zellen, <em>fibrozytre Uferzellen</em> genannt werden knnen.</li>
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<p>Diese Einteilung des Gefssendothels der Kleingefsse in zwei bio logische Gruppen grndet sich in erster Linie auf das Verhalten der Ufer zellen bei der Vitalfrbung. Die Sonderstellung der histiozytren Uferzel len tritt schon im Embryonalleben deutlich hervor; bei Einfhrung von Karminlsung in die Krperhhle von Kaulquappen oder in den Amnion sack von Rattenembryonen fand Verf. eine gute elektive Vitalfrbung der Kupferzellen der Leber.</p>
<p>Die Bedeutung der Vitalfrbung fr die biologische Gliederung des Gefssendothels verschiedener Gefssprovinzen scheint indessen von ge wissen Forschern etwas berschtzt zu sein; jedenfalls ist es nicht erlaubt diese Gliederung mit Hilfe der Vitalfrbung zu weit zu treiben. Dies geht u. a. aus den Versuchen F. Herzogs deutlich hervor. In den Kapilla ren der Froschzunge (also Kapillaren gewhnlicher, peripherer Gefssge biete) verbinden sich mit der Erweiterung der Gefsse bestimmte Funk tionsnderungen der Uferzellen, vor allem Phagozytose mit Aufnahme und Abtransport des phagozytierten Materials; fibrozytre Uferzellen kn nen also unter Umstnden weitgehende Uebereinstimmung mit histiozy tren Uferzellen zeigen</p>
<p>Im ganzen muss man indessen Maximow zustimmen, der schon 1902 die starke Differenzierung und begrentzte Entwicklungspotenz des gewhnlichen peripheren Gefssendothels hervorgehoben hat.Die Vital- frbung von Gewebskulturen zeigt dieselbe deutliche Gliederung des Ge fssendothels in zwei biologische Kategorien (Maximow u. a.). Auch <em>unter pathologischen Umstnden</em> kommt eine derartige Glie derung verschiedener kapillrer und postkapillrer Gefssprovinzen nicht selten deutlich zum Vorschein, und zwar vor allem bei gewissen Stoff wechselstrungen und Infektionskrankheiten. Die Endothelien der einen Kategorie (die histiozytren Uferzellen) entwickeln dabei nicht selten eine ₽ lebhafte und vielseitige phagozytre, produktive und wahrscheinlich an tikrperbildende Ttigkeit, whrend die Endothelien der anderen Gruppe (die fibrozytren Uferzellen) sich im ganzen mehr passiv verhalten.</p>
<p>Die Reaktionsfhigkeit des gewhnlichen Gefssendothels unter Ein wirkung verschiedener pathologischer Reize scheint indessen nicht selten unterschtzt gewesen zu sein. Bei allgemeinen Infektionskrankheiten und bei lokaler Entzndung zeigen die Kleingefsse unter Umstnden tatsch lich morphologische Vernderungen, die als Abwehrvorrichtungen zu deu ten sind (gewisse Koli-Typhus-lnfektionen, Sepsis lenta u. s. w.). Die Grenze zwischen den beiden biologischen Kategorien von Uferzellen wird hierdurch gewissermassen weniger scharf als Aschoff, Maximow u. a. annehmen.</p>
<p>Von besonderem Interesse scheint in dieser Hinsicht das Verhalten <em>des Qefssendothels des </em><em>Qranulationsgcwebes.</em> Die primitive, embryo nale Natur dieses Gewebes spiegelt sich auch im Bau und Reaktion sei ner Gefsse ab. Wie die Stromazellen des Granulationsgewebes grosse hnlichkeit mit gereizten, aktiven Fibrozyten und Histiozyten darbieten, so kommen seine Gefssendothelien den histiozytren Uferzellen sehr nahe. Besonders schn tritt die Eigenart dieses jungen Endothels bei ge wissen Formen von spezifischer Entzndung, vor allem Tuberkulose, hervor; die antibakterielle Reaktion resultiert nicht selten in eine ausge sprochene intravaskulre Tuberkelbildung (Verf.). Bei Vitalfrbung von Granulations'gewebe hat McJunkin eine deutliche Phagozytose im Gefssendothel beobachtet. Das Granulationsgewebe erinnert also in man cher Hinsicht lebhaft an dasjenige aktive Mesenchym, das wir als makrophages oder retikulo-endotheliales System bezeichnen.</p>
<p>Stockholm im Februar 1931.</p>